Da ich das in den vergangen paar Wochen auffällig häufig gefragt wurde, macht es Sinn hierzu kurz etwas zu schreiben und zu erklären.
Und direkt vorweg, die Antwort auf die zugegeben reißerische Überschrift:
Nein! Der Untergang von FTX ist kein Untergang für Krypto im Allgemeinen.
FTX ist, bzw. war eine zentrale Handelsplattform für Kryptowährungen. An der Technologie hinter Kryptowährungen hat sich dadurch überhaupt nichts geändert.
Aber erstmal ein paar Schritte zurück:
Was ist / war FTX?
FTX war eine der größten Kryptowährungsbörsen der Welt, die Dritt oder Viert-Größte. Hier konnten Kunden, digitale Währungen kaufen und tauschen. FTX wurde im Mai 2019 von Sam Bankman-Fried gegründet und hat seinen Sitz auf den Bahamas. FTX ist allerdings eh Geschichte, daher reicht das an Infos über die Plattform selbst.
Zusätzlich zu erwähnen ist dabei aber noch die Handelsfirma Alameda Research, welche Bankman-Fried zwei Jahre zuvor bereits gegründet hatte. Alameda verdiente Geld mit riskanten und hoch spekulativen Geschäften am Krypto-Markt und diente als „Liquiditäts-Provider“ für FTX.
Was ist passiert?
Die Liste der Fehler und was alles schiefgegangen ist, wurde in den letzten Tagen immer länger und länger. Betrug auf höchster Ebene, Versagen, Unwissenheit und und und. Viele der Infos, die aktuell aufgedeckt werden, sehen wirklich übel aus und dabei ist vieles vermutlich noch gar nicht bekannt. Ich will daher auch gar nicht zu tief in das Thema einsteigen, zumal es 1.000 andere Seiten und Plattformen gibt, die täglich und detailliert darüber berichten.
Nur so viel dazu:
FTX hatte viele (gefährliche) Verbindungen mit ihrer Schwesterfirma, Alameda Research.
Das flog auf und es entstand ein „Bankrun“ auf FTX, welche daraufhin die Auszahlungen stoppte.
Am 11. November 2022 mussten FTX und Alameda Research dann Konkurs anmelden und Bankman-Fried trat von all seinen Funktionen zurück.
Welche Auswirkungen hat der Zusammenbruch von FTX?
Zuerst einmal und hauptsächlich ist es leider einfach sehr besch*eiden für alle Anleger auf FTX, die nicht mehr an ihre Assets kommen. Außerdem verlieren die Demokraten in den USA auch noch einen ihrer größten Geldgebern (ok, couldnt care less…)
Aber ich befürchte einfach, dass das dem gesamten Blockchain-, Krypto-, Web3- und DeFi-Space viel Vertrauen gekostet hat und uns ein paar Jahre zurückwerfen könnte. Die Situation von Betroffenen ist mitunter leider katastrophal. Viele Leute haben sehr viel Geld verloren und die Chancen, dass Anleger etwas zurückbekommen stehen leider eher schlecht.
Der FTX Kollaps zieht weite Kreise
Letzte Woche wurde publik, dass weitere Plattformen wie BlockFi, Crypto.com, Galaxy Digital und auch Genesis Trading auf und mit FTX engagiert waren. Immerhin jedoch in sehr unterschiedlichem (und bisher nicht sooo schlimmen) Ausmaß. BlockFi und Genesis haben aber trotzdem Abhebungen ihrer Kunden unterbunden, weitere Insolvenzen wurden bisher aber zumindest nicht bekannt. Hoffen wir, dass sich das auch in den kommenden Wochen nicht ändert.
Wir müssen dabei aber klar unterscheiden:
FTX ist nicht Krypto und Krypto ist nicht FTX!
An Krypto und Blockchain Technologie hat sich durch den Vorfall nichts geändert.
Mit FTX (und Alameda Research) sind nur einfach zwei zentrale Player am Markt durch eigenes Fehlverhalten zu Grunde gegangen.
Blockchain(s), als dezentrale Technologie ist davon in keiner Weise direkt betroffen (abgesehen vom derzeitigen Preis der Token.)
Not your keys, not your coins!
Für alle betroffenen Anleger bei FTX ist das jetzt leider auch nicht mehr als ein „Hätte hätte Fahrradkette“ und man will es vermutlich nicht wirklich hören. Aber trotzdem nochmal:
Not your key, not your coins > Was bedeuted das eigentlich?
In der Welt der Kryptos hört man immer wieder von davon. Es bezieht sich auf den Unterschied zwischen einer Custodial Wallet, also z.B. einer Kryptobörse (wie FTX) und einer Non-Custodial Wallet, also zum Beispiel einer Hardware Wallet wie einem Ledger.
Wer die Private Keys zu seinen Token nicht selbst verwahrt, sondern in einer Custodial Wallet, also z.B. eben auf einer Kryptobörse, verwahrt, der besitzt sie eigentlich nicht direkt und kann im Zweifel (oder Notfall) auch nicht zu 100% über diese verfügen. Verwahrt man die Keys selbst auf einer Non-Custodial Wallet, kann dir das eben nicht passieren.
Hat die FTX Katastrophe vielleicht auch etwas Gutes?
Ob man das etwas Gutes nennen will sei mal dahingestellt aber erkennbar wurde letzte Woche, dass viele Krypto-Anleger ihre Funds zu dezentralen Handelsbörsen wie Uniswap oder Pancakeswap verschoben.
Bei solchen dezentral organisierten Börsen bleiben die Kunden im Besitz ihrer Keys, verwahren diese weiterhin in der eigenen Non-Custodial Wallet, können aber direkt mit ihnen handeln. Ebenfalls profitieren dürften Handelsplätze, die von regulierten Vermögensverwalter oder lizenzierten Banken betrieben werden, wie zum Beispiel Bison in Deutschland, eine Tochtergesellschaft der Börse Stuttgart GmbH.
Ein weiterer Aspekt, der durchaus auch positiv betrachtet werden kann:
Der Ruf nach Regulierung wird stärker. Kontrollen durch die Aufsichtsbehörden und nach dem FTX Niedergang vermutlich jedoch um einiges schärfer ausfallen.
Und auch die Börsen Branche selbst wird aktiv. Changpeng Zhao, der bisher eher regulierungskritische Chef der größten Krypto-Börse Binance, spricht sich erstmals für Regulierungen aus. Einige Börsen wie Kraken werben außerdem bereits mit einem „Proof of Reserves“ Verfahren, bei dem ein Nachweis der Reserven durch externe Auditoren vollzogen wird.
Und jetzt? Wie geht’s jetzt weiter?
Wie schon gesagt hat der FTX-Kollaps eigentlich nichts mit der Technologischen Grundlage zu tun. Trotzdem hat der Vorfall die Krypto-Welt definitiv erschüttert, wie nicht zuletzt die seitdem fallenden Preise belegen. Verschwinden wird Blockchain, DeFi, NFTs, Web3 und Co deswegen aber nicht.
Fazit:
- Nein. FTX ≠ Krypto
- Get. A. Hardware. Wallet.
Kurzer Disclaimer:
1. Wie bereits erwähnt, kommen immer noch weitere Informationen ans Tageslicht und meine kurze Zusammenfassung ist sicherlich alles andere als komplett. Außerdem hat sich auch meine eigenen Meinung und Sicht auf die Geschehnisse eingeschlichen. Wie immer gilt daher: DYOR (Do your own research!)
2. Hinter den Links zu Binance und Kraken liegen sog. Affiliate Links. Ein Klick auf diese kostet dich nichts und stellt keine Gefahr da.