FuckUp Friday #2 - Meine Startup Fails und Learnings
FuckUp Friday #2 – Was bei meinem ersten Startup schieflief und meine Learnings daraus

Von 😭 zu 🧐 zu 🤨 zu 😖 zu 🤓

Das richtige Personal für dein early stage Startup finden und was ich dabei so falsch gemacht und gelernt habe.

Mein FuckUp Friday #2
Was lief da eigentlich schief bei meinem erstes Startup?

In meinem ersten FuckUp Friyay habe ich ein bisschen was über die Finanzierung meines ersten Ventures erzählt und was ich heute besser oder zumindest anders machen würde. Wenn du hier nochmal reinlesen willst, geht es hier entlang.

Diesmal geht es ein bisschen um Personal Findung und meine Erfahrung mit den ersten Angestellten. Wie ich sie gefunden habe, was gut funktioniert hat und natürlich auch was nicht so geklappt hat.
Also wo fange ich an? Klar:

Das richtige Personal finden

Leichter gesagt als getan. Auf LinkedIn, Events oder in einem YouTube Video kommt irgend so ein kluger Entrepreneur oder Serialfounder mit einem smarten Spruch wie „Hire slow, fire fast“ um die Ecke – das klingt doch auch gar nicht so schwer, oder?
Menschen gibt es ja mehr als genug. Die warten sicherlich schon alle sehnsüchtig darauf, bei und mit mir zu arbeiten … 😂

Kleiner Hint: Nein, tun sie nicht. Und wenn du nicht vorher schon mindestens einen „medienreifen“ Exit hingelegt hast, will vermutlich auch erstmal kaum jemand einfach so direkt für dich arbeiten oder kommt auf dich zu.

Aber noch einen Schritt zurück: Wir gehen ins Jahr 2016.

Ich: kein Plan von Arbeitsverträgen, Job-Portale hab ich bisher nur von der anderen Seite kennengelernt und vermutlich wusste ich nichtmal was „HR“ eigentlich bedeutet. Und trotzdem brauchte ich damals mindestens einen guten Developer, der Bock hat mit mir und an meiner Idee zu arbeiten.
Ach, und das natürlich am besten unbezahlt, dafür mit Shares.

Also was kann ich tun?

Nütze dein Netzwerk

Ich habe damals erstmal all meine Kontakte und Personen, die ich auch nur entfernt gekannt habe, angehauen und mich schlau gemacht, wer hiervon vielleicht programmieren kann oder noch besser, sogar als Developer tätig ist.
Und ich war positiv überrascht, es waren tatsächlich welche dabei. Die habe ich dann alle mal genervt. Eine/n nach dem/der anderen kontaktiert und meine Idee vorgestellt.
Was echt super war! Nicht nur habe ich dabei meine eigenen Idee immer besser verstanden und gelernt sie zu erklären (War quasi ein kostenloses Pitch-Training). Ich musste mich vielen, (zurecht) kritischen Fragen stellen, die ich so noch nicht bedacht hatte.
Und das Beste: ich bin wirklich bei einem erfahrenen Programmierer gelandet, den ich überzeugen konnte, das Konzept mit mir umzusetzen.
Ein super Typ! Michael, falls du das zufällig liest, echt vielen Dank nochmal für dein Sparring und die Zusammenarbeit in den ersten Monaten von Sportiply! 🙌🏼

Und wo ist jetzt der Fuckup und das Learning für dich, mich, uns?

Warte kurz, hier kommts:
Zu Beginn verdienten wir leider noch keinen Cent, das gab das Geschäftsmodell so leider nicht her. Ergo gab es auch kein Gehalt, die Entwicklung und Umsetzung benötigte dafür aber umso mehr Zeit und Einsatz. Das war nach ein paar Monaten für meinen Development-Partner so leider nicht mehr möglich. Seine Gründe waren und sind für mich nach wie vor absolut verständlich.

Das Problem – mein Problem – war nur, dass ich nun plötzlich wieder allein und ohne Entwickler dastand.
Wir waren am Anfang direkt so/zu fokussiert, das Produkt umzusetzen, dass wir die vertragliche und rechtliche Seite immer wieder aufgeschoben haben. Wir waren uns zwar einig, wie die Shares aufgeteilt werden sollten und so. Bis zum Notar haben wir es zusammen aber nie geschafft. 😬

Entsprechend konnte so etwas auch von heute auf morgen passieren. Wäre er auch auf dem Papier bereits offiziell Teil des Ganzen gewesen, wäre es vielleicht anders oder zumindest mit etwas mehr Vorlauf verlaufen.

Also was nun? Zurück zum Anfang?

Jetzt hatte ich einen halbwegs funktionierenden MVP online (*hust* ohne Filterung *hust*), konnte ihn aber nicht weiter ausbauen und nur bedingt auf Feedback, Fehler und Fails reagieren. Auch konnte ich nicht schon wieder all meine Kontakte anhauen. Den Developern, denen ich vor ein paar Monaten noch abgesagt hatte, wollte ich nicht direkt wieder schreiben.
😅 F*uck!

Die nächst logische Idee:

Plattformen, Portale, Gruppen nutzen und … auch einfach mal Glück haben.

Inzwischen war ich ein paar Monate „Startup-Erfahrung“ alt und wenn man selbst ein Online-Portal aufbauen will, liegt es ja auch auf der Hand: andere Online-Portale und Möglichkeiten nutzen
Mein Business-Konzept war inzwischen deutlich ausgereifter, das Tech-Stack stand dank Michael auch fest und sogar der erste Investor war an Board.

So gewappnet habe ich dann meine erste Stellenausschreibung erstellt und überall veröffentlicht und geposted, wo ich nur (kostenlos) konnte. Schwarze Bretter von Hochschulen und Universitäten, bis hin zu Facebook- und LinkedIn-Gruppen und den klassischen Jobportalen habe ich alles versucht.
Und ich hatte Glück! Nicht nur kam über das TUM Portal ein klasse Typ, auch aus dem Freundeskreis ergänzte ein alter Bekannter das Team. Michael half netterweise nochmal bei der Übergabe und es ging wieder weiter. 🎉

Was hat dabei am besten funktioniert?

Nicht (!!) nach einem CTO suchen. Zumindest nicht direkt.
Klar, habe ich einen „Chief Technology Officer“ gesucht aber das haben die gefühlt 1.000.000 anderen Startups aus München auch. Ich kann mich noch erinnern, dass wir stundenlang zusammensaßen und uns Konzepte überlegt haben, wie wir einen guten Programmierer finden und als CTO für uns gewinnen können. Wir hatten das Gefühl ansonsten keine Chance gegen Amazon, Microsoft und Co. zu haben, die allen Programmieren in München einfach einen Berg Kohle anbieten… Im Nachhinein total unnötig.

Was funktioniert hat: Normale Jobbezeichnungen wählen, ja sogar nach Werkstudenten suchen. Dann einfach mit den Bewerbern sprechen und mit der Zeit nachfühlen, ob es passt und ein gewisses unternehmerisches Denken vorhanden ist. Für Sportiply fand ich so zwei top Developer, die später auch beide über ein ordentliches ESOP incentiviert wurden. 👍🏼

Screenshot CTO Suche

Aktueller Screenshot von Founderio.de (klasse Seite!)
63 Seiten CTO Gesuche… das musst DU erstmal rausstechen!

Aber jedes Startup braucht viel mehr als nur Developer.

(Zum Glück, sonst hätte ich da auch nichts verloren 😅)

Natürlich abhängig vom Produkt und dem Geschäftsmodell … aber früher oder später braucht eigentlich jedes Startup mehr Leute. Spätestens, wenn es an die Skalierung geht und die Aufgaben einfach immer mehr werden. Und, das werden viele jetzt nicht gerne lesen aber ich fand und finde Praktikanten hierbei meistens sehr hilfreich. Und zwar unbezahlte Praktikanten, noch besser: Pflichtpraktikum aus einem passenden Studiengang. 🤯

Ja, ich hab das böse Wort gesagt aber ich erkläre auch gerne warum.
Ich hab bei Sportiply die Erfahrung gemacht, dass, wenn ich es geschafft habe, jemanden für ein unbezahltes Praktikum zu gewinnen, diese eigentlich alle die bezahlten Praktikanten outperformed haben. Die waren einfach immer motivierter, wollten mehr lernen und haben mehr mitgedacht. Die zugrundeliegende Motivation ist einfach eine andere…

Selbstverständlich gilt das nicht für jeden Menschen. Wir sind alle unterschiedlich aber das ist eben meine Erfahrung. Außerdem hab ich auch selbst schon viele unbezahlte Praktika absolviert. Einfach um zu lernen und mir Branchen anzuschauen.

Hierzu würde mich wirklich brennend interessieren, was du denkst!
Was hältst du von Praktikanten zur Unterstützung im Aufbau eines Startups? Würdest du diese bezahlen? (und mit welchem Geld? 😉 )

Zum ersten Mal jemanden entlassen
– richtig mies!

Zurück zu „Hire slow, fire fast“ – ich habe es also tatsächlich geschafft Leute für meine Idee, mein Startup zu gewinnen und nehmen wir an, es ist kein unbezahlter Praktikant. 😉
„Fire Fast“ also… klingt viiiiieeeel einfacher, als es tatsächlich ist. Vor allem, wenn man empathisch und irgendwie auch „zu nett“ ist, wie ich.

Ich habe inzwischen alle Seiten der Arbeitswelt erlebt. Ich wurde angestellt und habe Leute angestellt. Ich habe meinen Job gekündigt, ich wurde gekündigt und ich habe jemanden gekündigt.

Und Letzteres ist mit Abstand, mit ABSTAND, das unangenehmste für mich gewesen.
Vielleicht bin ich einfach zu nett dafür aber jemanden zu entlassen, dieses Gespräch zu führen mit jemanden, der mit an meiner Idee arbeiten will… empfand ich immer sehr hart. Aus Business Sicht ist das trotzdem manchmal einfach notwendig und gehört dazu.
Für mich war „fire fast“ aber trotzdem eher nichts. Da habe ich lieber bei der Anstellung genauer hingeschaut und rechtzeitig das offene Gespräch gesucht. Versucht, meine Leute zu motivieren und zu behalten. Aber manchmal muss es einfach sein, das gehört zum Gründen dazu. Vielleicht fällt es dir ja auch total leicht jemanden zu entlassen (du kalter, herzloser Mensch, du 😉).


Pro Tipp: Vergesse niemals die Probezeit in einem Arbeitsvertrag
😂

… und nutze diese auch (wenn es sein muss).
Hier musste ich Lehrgeld bezahlen, und zwar wortwörtlich.

Irgendwie hat sich ein Fehler in den Arbeitsvertrag eines Angestellten eingeschlichen und er beinhaltete keine Probezeit. Wie das passiert ist, keine Ahnung. Microsoft Word und der Benutzer at its best…  🤷🏼‍♂️
Wäre mir vermutlich auch nicht aufgefallen aber ausgerechnet diese Person kam genau 2 Mal ins Büro und hat sich danach nicht mehr blicken lassen.
Homeoffice war an sich kein Problem und ich will der Person auch nichts unterstellen! Aufgaben wurden erst noch so halb erledigt, dann gar nicht mehr und dann wurden einfach nur noch rückwirkende Krankmeldungen gesendet. Am Telefon wurde versprochen, dass alles ok und gut sei, es gerade nur ein kleiner „Durchhänger“ ist und nächste Woche geht es wieder richtig los. Ich werde die echten Gründe wohl nie erfahren… inzwischen auch egal, aber damals war es eben maximal ärgerlich! Jeder Euro war kalkuliert und gezielt eingesetzt und dann sowas. Hat unnötig Zeit, Nerven und eben auch € gekostet.

Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser aka Delegieren lernen – so früh es geht!

Fiel mir ebenfalls erstmal nicht leicht.
Ich kann mich erinnern, dass ich mir öfters gedacht habe „ob ich das jetzt jemanden erkläre und abgebe oder einfach schnell selbst mache, dauert beides gleich lang“ oder „[insert Task here] macht mir ja eigentlich Spaß, das mach ich lieber selbst“.
Mag in diesem Moment vielleicht richtig sein aber hilft langfristig nichts.
Aufgaben oder noch besser, ganze Bereiche, an Mitarbeiter abgeben ist aus längerfristiger Sicht meist definitiv der bessere Weg. Klar, gibt es Aufgaben die man als Gründer/in bei sich behalten will und sollte, aber einiges lässt sich auch delegieren. Das verschafft dir Zeit, um dich auf das Wichtige zu konzentrieren und vermittelt gleichzeitig Vertrauen an deine Angestellten und motiviert diese auch zusätzlich. Umso früher du das lernst, umso besser für dich, deine Nerven, deine Zeit und deine Ziele – vorausgesetzt du hast bereits die richtigen Leute für dein Startup gewinnen können.

So, jetzt reichts wieder für heute! Wurde auch schon ganz schön lang jetzt!
Ich hoffe es sind wieder ein paar Insights dabei gewesen, die dir etwas bringen und dir vielleicht auch den ein oder anderen Fehler ersparen. Über dein Feedback würde ich mich wie immer sehr freuen!

Ein kurzes Fazit:

Ich fasse ein paar der Blöcke nochmal kurz zusammen:

  1. Nütze dein Netzwerk und sei nicht zu schüchtern, einfach mal mit einer Idee vorzupreschen und Leute zuzuquatschen. Wenn es der anderen Person nicht passt, wird er/sie schon was sagen und dich abwürgen. Wobei ich glaube, dass die meisten Menschen das eh nicht machen und lieber nett zu hören. Dabei lernst du nicht nur viel, du kannst sogar an die richtige Person geraten, die dir wirklich weiterhelfen kann und will. Dann ist es quasi ein Win-Win 👍🏼.
  2. Vertragliches macht wirklich Sinnwenn es offiziell ist.
    Schiebe es nicht zu lange auf und bedenke, dass ein Vertrag eher für den Fall gedacht ist, wenn es nicht nach Plan läuft. Und kontrolliere Verträge, die du selbst erstellst, besonders gründlich.
  3. Developer sind auch nur Menschen wie du und ich.
    Klingt komisch, ist aber (derzeit noch) meistens so. Ja, sehr viele neue oder moderne Geschäftsideen basieren heutzutage zumindest teilweise auf Code… Aber Developer allein schaffen es auch selten zum Unicorn Status.
    It’s a TEAM thing. 🤷🏼‍♂️
  4. Delegieren.
    Gib Aufgaben und Verantwortung an deine Mitarbeit ab.
    Direkt und von Anfang an. Wofür stellst du sie sonst ein?

DEIN Feedback ist mehr als willkommen!

Ich probiere mich hier gerade ja ein bisschen am Schreiben und Bloggen und DEIN Feedback würde mir wirklich sehr weiterhelfen!

Fehler gefunden? Vorschläge und Ideen? Was hat dir vielleicht gefallen? Was fandest du nicht gut? 
Egal, ob dir Text, Thema und so gefallen oder nicht – für mich ist jedes Feedback sehr wertvoll, um zu lernen!

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